Thursday, February 23, 2012

Küssend durch den Karneval tanzen :-)

Mit Worten kann man die einwöchige Faschingsverrücktheit in Salvador da Bahia gar nicht so gut beschreiben – das muss man selber erleben! Vor allem kulturell war dieser Karneval eine wahnsinnig interessante Erfahrung und so mitreißend, dass ich statt einem Tag ganze vier Tage dort blieb.


In der Stadt gibt’s drei große Umzugsrunden, die sogenannten circuitos. Es ist allerdings nicht so wie bei uns, dass die meisten Leute verkleidet zum Umzug gehen sondern wenn man direkt beim Umzug mitgehen will kauft man sich ein Trikot und geht mit einem Truck – einem Riesenlaster – mit. Ansonsten wurschtelt man sich mit der Masse seitlich mit.

Es gibt also riesige Wägen – so richtige Trucks – die umfunktioniert wurden in eine Bühne mit VIP-Bereich obenauf, Bar im Mittelteil unten drin und Toiletten hinten. Auf der Bühne spielt jeweils ein bahianischer/brasilianischer Superstar mit seiner/ihrer Band auf und die Menge unten tobt!!

Diese riesigen Trucks fahren eine Runde am circuito, der zwischen 2-4 km lang ist. Gaaaanz langsam im Schritttempo und bleibt immer wieder stehen. Vorne sowie hinten geht ein Haufen Leute die ein Trikotleiberl von dieser Band gekauft haben. Die andern gehen seitlich mit – was natürlich zu immensen Menschenmassen auf engstem Raum führt. Deshalb kaufen sich viele ein Ticket für ein camarote. Das ist ein erhöhter Bereich neben der Straße – etwa in den Häusern, die diese Straße säumen – und von dort hat man natürlich einen tollen Blick auf die Menschenmenge unten und die Superstars auf den Trucks oben. Im camarote gibt’s auch Bars und Essen, außerdem Diskos und je nachdem wie schick noch allerhand andern Schnickschnack ;)

Die Leute laufen teilweise rum wie die Verrückten - mit Schaumsprayer, Eau de Parfum und Wasserspritzpistolen … jeder kriegt was ab, ein Riesenspaß! Einen bloco gibt’s der ist nur für Männer, die sich wie Frauen kleiden mit Perücke und Rock und darunter … tjaaa, da kommt so einiges Skurriles zum Vorschein und wir haben uns halb totgelacht über die kuriosen Utensilien, die die Leute da so im Sexshop gefunden oder selbstgebastelt haben ;))

Und dann gibt’s da noch die „Filhos de Gandhi“ – sie kleiden sich urkomisch: ein weißes Handtuch wie einen Turban um den Kopf, blaue Schleifen drum und ein weißes Leinengwandl, blaue Socken und weiße Sandalen. Um den Hals haben sie ganz viele blau-weiße Plastikperlenketten. Für einen beijo kriegt man so eine Kette – wobei dazugesagt werden muss, dass die Herren der Schöpfung das eher so interpretieren, dass sie für jede Kette einen beijo kriegen. Ich hab natürli mal erst wieder im Nachhinein verstanden, was meine Kollegen hier in der Provinz meinten, als sie mir mit einem breiten Grinser im Gesicht davon erzählten. Da hab ich noch nicht dran gedacht, dass es im portugiesischen halt nicht drei verschiedene Wörter für unterschiedliche beijos gibt. Ich dachte – ganz mitteleuropäisch – dass das mit Bussln zu tun hat. Tjaaa aber wir sind ja in Brasilien und hier versteht man beijo auch gerne mal als einen leidenschaftlichen Zungenkuss … und leidenschaftlich küssen, das können sie, die Brasilianer ;))

Besonders gefallen hat mir am Karneval in Salvador, dass es ein Fest für ALLE ist. Jeder kann hingehen, es wird kein Eintritt verlangt. Quer durch alle gesellschaftlichen Schichten sind die Leute dabei. Man vergnügt sich beim Tanzen zu den afro-latino Rythmen und jeder scheint für kurze Zeit die Sorgen im Alltag zu vergessen.

Viele Menschen kommen von den Favelas am Stadtrand um das Geschäft des Jahres zu machen: sie verkaufen Getränke, Kaugummi, kleine Snacks, Luftballons, etc. und helfen bei den blocos mit, säubern die Stadt in den frühen Morgenstunden damits am Nachmittag wieder weiter geht.

Die fröhlich-enthusiastische Menge hat sich äußerst friedlich verhalten und ich hab keine einzige Schlägerei gesehen. Die wenigsten sind betrunken, niemand ist aggressiv und erfreulicher Weise gab’s auch keine Grabscher! Die Militärpolizei ist immer und überall präsent, ich hab mich sehr sicher gefühlt und den Eindruck, dass alles bestens organisiert ist – und das soll auch wirklich was heißen, in Südamerika!

Der Karneval in Salvador ist ein wunderbares, fröhliches und friedliches Fest und ich kann jedem, der keine Angst vor Knutscherei, Menschenmassen und a bissal Dreck hat, nur empfehlen auch mal dabeizusein – es ist WAHNSINN und ganz schön VERRÜCKT!

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