Monday, May 28, 2012

Interessante Begegnungen

Das Centro Dannemann in São Félix in der Region Recôncavo im ländlichen Bahia liegt etwas abseits der ausgetretenen Touristenpfade. So kommt es, dass wir immer wieder ganz besonders ausgefallene Besucher begrüßen.

 
Vor kurzem etwa, war ein Schweizer Ehepaar bei uns, die mit ihrem Mercedes-Sprinter seit knapp zwei Jahren in Südamerika unterwegs sind. Die Beiden haben mir so einige erstaunliche Geschichten erzählt und auf die Frage nach der weiteren Reiseroute meinten sie mit einem Lächeln: „Mal sehen was so passiert, es gibt noch viel zu entdecken.“ Das Skifahren ginge ihnen aber schon ab, drum werden sie kommenden Winter in den schweizerischen Bergen verbringen :)

 

Am vergangen Dienstag dann stand plötzlich eine vierköpfige Familie – alle strohblond – vor der Tür. Sie waren aus Deutschland, wie sich herausstellte, und bereits seit September 2011 mit dem Boot unterwegs. Damals sind sie von Cuxhaven aufgebrochen, haben Nikolaus auf Madeira verbracht und fahren seit einigen Monaten die Atlantikküste Brasiliens südwärts. Ein unheimlich spannendes Abenteuer, für Mama und Papa genauso wie für die 6-jährige Lina und die 4-jährige Yana. Das Boot ist Kinderzimmer, Schule und Spielegarten alles in einem, für die zwei Mädels. Nach einer enormen Umstellung haben sie ihr Leben in Deutschland zurückgelassen und fühlen sich nun pudelwohl als Miss Kapitän ;)

Vorigen Samstag hab ich Lin kennen gelernt. Die Chinesin lebt in New York und hat sich im Zuge einer Geschäftsreise nach São Paulo ein paar Tage Urlaub in Bahia gegönnt. Ich wollte eigentlich mal ein einziges Wochenende einfach nur in meiner Villa bleiben und für meine Masterarbeit researchen. Samstag, 15:30 alles ist ruhig. Nichts lässt ahnen, dass die nächsten zwei Tage ein neues Abenteuer bringen!
Lin spricht kein Wort Portugiesisch und freut sich unheimlich, als ich mich kurz mit ihr auf Chinesisch unterhalte ;) Sie fragt mich, ob ich nicht das Wochenende mit ihr auf der anderen Seite des Flusses in Cachoeira verbringen will. Ohne Zahnbürste, Kleidung, Geld … hm, warum eigentlich nicht? Gesagt getan. Ein herrlich entspanntes Wochenende kann beginnen: wir essen typisch baianisch zu Abend und ich treff einige Bekannte auf der belebten praça. Heute gibt’s auch Livemusik und wir beobachten eine Samba de Roda Gruppe. Samba de Roda ist der ursprüngliche Samba, die Version aus Rio ist zwar bekannter, allerdings eine Abwandlung jener originalen aus dem Recôncavo. Später gehen wir zu einem Candomblé, eine spirituell-religiöse Zeremonie mit afrikanischen Wurzeln.


We stay overnight in the "Convento do Carmen" with a beautiful courtyard.
 Cachoeira, São Félix' sister city on the other side of Rio Paraguassú

Am Sonntagmorgen spazieren wir durch die noch ruhigen Gassen und wandern langsam den steilen Hang hinauf, weit über die Dächer des Städtchens. Die grüne hügelige Landschaft hier oben erinnert mich an daheim. Wir treffen einen Fischer auf seinem Fahrrad, der in ein nahe gelegenes Dorf unterwegs ist um einem Candomblé beizuwohnen. Er lädt uns ein, auch nach Boa Vista zu kommen. So wandern wir also eine gute Stunde und gelangen irgendwann in das Dorf.

 beautiful Recôncavo landscape
 Jackfruit - fresh from the tree in a height of 7 metres ;)


tiny little chicken learn to walk...
Eine Grillparty ist im Gange, die Forró-Musik dröhnt aus den Boxen und am Fußballfeld geht’s rund. Ich drehe eine ausgiebige Runde mit dem Fahrrad unseres neuen Bekannten und genieße die schöne Landschaft. Lin ist inzwischen ganz begeistert von der riesigen Jacca-Frucht, die man uns ganz abenteuerlich vom Baum holt. Am Nachmittag sind wir im Casa von Dona Elza beim Candomblé dabei. Ein interessantes Spektakel, bei dem ich nun zum ersten Mal das Gefühl hab mehr Show als tatsächliches Ritual zu sehen… anyways, alle scheinen sich gut zu amüsieren. Der Oxalá-Gott Oximaré tritt in Erscheinung und dann wird gegessen! Feijoão, Reis, Frango Ensopado, deftiges Rindfleisch und … einge hübsche Torte zum krönenden Abschluss.



 A woman with traditional Candomblé-clothes and Lin.


After the whole spectacle - it's time to EAT :)

Heute unterhalte ich mich noch lange mit Lin und lausche ihren inspirierenden Geschichten von Reisen, Familie und Freunden, der Arbeitswelt, Vitalität und Spiritualismus. Am Montagvormittag mache ich mich auf den Weg nach Hause … schön, dieses ultraspontane Urlaubswochenende! Vielen vielen Dank Lin :-)

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