Monday, March 26, 2012

Bahia - Magic Place

Vergangenen Sonntag hat mich Aini eingeladen, einen Tag mit ihr mitzukommen und ihre Arbeit in den Trockenschuppen kennenzulernen. Sie ist Agronomin und in Indonesien für Dannemann tätig. Derzeit begleitet sie die Ernte des Brasil Sumatra Deckblattes auf der Dannemann‘schen Fazenda hier im Recôncavo.

So machten wir uns also um halb acht Uhr morgens (normalerweise ist sie schon um halb sieben auf der Farm) mit dem "Topik" auf den Weg. Ein "Topik" - oder wie man das schreibt - ist ein Minivan der von Privatpersonen (einem Fahrer und einem Kollegen der hinten mitfährt und Fahrgäste anwirbt sowie kassiert) betrieben wird und der eine gewisse Strecke in der Region abfährt – Leute können jederzeit ein- und aussteigen. Und mit dementsprechender Geschwindigkeit ist man auch unterwegs!
Trotz dem Schneckentempo hab ich manchmal ganz schön die Hosen voll – dann nämlich wenn der Fahrer, obwohl wir uns schon am schmalen Seitenstreifen befinden, dann auch noch richtig Gas gibt und einen rechts fahrenden 2-Räder überholt, wenn wir gerade links von einem Sattelschlepper-großer Truck mit Caramba überholt werden, etc.

Naja, wie dem auch sei. Unser Fahrer hatte war wohl in Geldnot. Wir saßen zu 19(!) in diesen Van gepfercht – ob schwanger, verletzt, übergewichtig, alt, Kleinkind – alles egal, jeder Millimeter wurde aufgefüllt. Wahrlich ein Erlebnisfahrt ins Blaue!

Bei einer kleinen Kapelle am Straßenrand steigen wir aus und marschieren los in Richtung Fazenda. Wir kommen bei einer Häuseransammlung vorbei, jeder kennt Aini. Die Herren führen mal wieder ihre Vögel aus … ja, das ist so eine Sache hier. Ich bin noch nicht draufgekommen was das für einen Sinn haben soll aber irgendwie hat jeder Haushalt einen Vogelkäfig und die lieben Kleinen werden auch täglich ausgeführt. Die Käfige dann irgendwo in einen Baum gehängt oder an eine Wand während der werte Besitzer es sich im Schatten oder bei einem Bierchen gemütlich macht und mit Seinesgleichen dischgariert, wie ma so schen auf steirisch sogt ;)

Und dann kommt auch schon Roberto mit seinem Landrover PickUp angerauscht. Er nimmt uns mit auf die Fazenda und dann beginnen wir unsren Rundgang: die Blätter im Trockenschuppen müssen mehrmals täglich und zwar auch an Sonn- und Feiertagen kontrolliert werden. Aini weiß durch bloßes Anfassen (hhihii Friederike+Anki ich hab mir die deutsche Wortwahl schon verinnerlicht!) der Blätter ob alles so läuft wie es soll. Ist sie nicht zufrieden passt sie die Einstellungen an: Temperatur und Luftfeuchte während der Trocknung sind nämlich auch dafür ausschlaggebend, wie hell oder dunkel braun ein Blatt nach der Trocknung ist und haben Einfluss auf den Geschmack, wenn zu lange oder zu schnell getrocknet wird.

So, Aini stellt fest sie hat Hunger. Nun essen wir erstmal drei Orangen pro Kopf und Nase: die hier orange-grüne Schale wird mit dem Messer abgeschält und die sodann weiße orange halbiert wie zum Auspressen. Dann aber „zuzelt“ man den Saft raus und teilweise auch das Fleisch *Moizeit*

Inzwischen kommen die Zwillinge an: Mario-João und João-Mario bedienen die Traktoren und heute schauen sie nur so vorbei, fahren auf ihrem Motorrad durch die Gegend … ganz wie bei uns daheim also ;) Die Zwei schauen sich tatsächlich zum Verwechseln ähnlich und dass sie beide die gleichen Hawaiana-Flip Flops und Shorts tragen trägt noch zu meiner Verwirrung bei.

Naja, wir beschließen „Codorna und Peixe“ zu Mittag zu essen … in einem netten „Lanchonete“ unter dem Schatten eines Jambu-Baumes, auf Plastiksesseln die auf dem sandigen Untergrund platziert sind und umgeben von grüner Farmlandschaft soweit das Auge reicht
*Einfach zum Wohlfühlen*

Die Bier werden hier in einer großen 1l Flasche serviert, in einer Kühlhalteummantelung und mit so vielen Gläsern wie Gäste. Da die Flasche somit natürlich schnell leer wird, ist Nachschub schon in den Startlöchern und die leeren Flaschen sammeln sich am Tischfuß an, so errechnet man beim Bezahlen den richtigen Betrag. Aini, die kein Bier trinkt und eigentlich überhaupt nie Alkohol konsumiert bemerkt plötzlich, wie gut ihr Cola-Bier schmeckt (endlich, während ihrer letzten Tage in Brasilien!) … und schenkt sich eines nach dem andern ein! *na dann, Prost*

Nun kommt auch Codorna – ein winzig kleines Geflügeltier, dass wohl mehr Knochen als Fleisch hat, der Berg nach dem Verspeisen der Mahlzeit ist jedenfalls größter als die Portion, die davor in der Schüssel war ;) Der Fisch wurde als Ganzer gebraten und wenn ich sage GANZ, dann meine ich GANZ – mit Haut und Haaren … ähm, Schuppen und jaaa, auch Gräten *happy eating*

Neben uns am Nachbartisch sitzt irgendein lokaler Superstar – MiroShow. Er schenkt uns eine signierte CD und als er erfährt, dass Aini demnächst abreist bietet er sich an, für ihre Abschiedsfeier einen gratis Live-Act einzulegen! ***die nächsten Tage sollte ich seinen Ohrwurm-Hit nicht mehr aus dem Kopf bekommen: quero não, posso não, minha mulher me deixa não***

Am Nachmittag brechen wir auf, weiter geht’s: die Farmarbeiter lassen heute eine große Fete steigen. Drei Leute haben Geburtstag, es wird gegrillt, getanzt, viel gelacht und wir haben einfach Spaß!

Danach fahren wir durch die wunderschöne Landschaft des Recôncavo, die Sonne geht langsam am Horizont unter und ihre letzten Strahlen ziehen sich lange über die Felder.

Nach einem erlebnisreichen Tag kommen wir wieder in Cruz das Almas an, und verspeisen eine typische Bahia-Spezialität: Acarajé in Dendê-Palmöl herausgebacken mit getrockneten Schrimps und leckeren Saucen dazu. Wir treffen noch zwei Kollegen aus Indonesien und der Geruch ihrer Rauchware erinnert mich sofort meine Zeit in Indonesien ... ein feine Note Nelkengewürz versetzt mich zurück in die Tage als ich 2009 selber durch Indonesien gereist bin :)  *good good memories*

Als fast schon krönenden Abschluss dieses herrlichen Sonntags genehmigen wir uns noch einen erfrischenden Caipirinha und dazu „Dannemann’s El Noble“ !


 with Aini + Roberto left and Laurent + I right


~ Terima Khasi Aini – muito obrigada pelo dia tão massa ~

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