Saturday, September 19, 2009

Im ruhigen Norden Malaysiens

Die vergangene Woche haben wir in Kuala Perlis, einem kleinen Ort etwa 30 Minuten von der thailaendischen Grenze entfernt verbracht. Beim Ueberflug hatte ich tolle Sicht auf die Inselgruppe um Ko Samui :-)



Unser Professor ist mit Vortragenden der lokalen Universitaet UniMAP befreundet und wir -die Austrian Delegation- profitierten daher von interessanten "Briefings" und genossen ein tolles Rahmenprogramm.
Leider liessen sie uns am Sonntag bei der Ankunft erstmal 3 Stunden am Flughafen warten ... wir wurden aber mit Wasser und Muffins versorgt ;-)
Da wir nicht auf ein winziges Fischerdoerfchen eingestellt waren, fiel uns erstmal die Kinnlade ein ganzes Stueck nach unten als wir bemerkten was das quirlige Bangkok doch fuer Entertainment bot ;-))) Voller Freude liefen wir die 150 m zum Strand nach vor, mussten aber leider feststellen dass hauptsaechlich Muell zu sehen war und einfach nur tote Hose herrschte. Ausser dem Chinesen der ein paar Bierchen verkaufte war das Doerfchen wie ausgestorben und so resignierten wir und gingen diesen Abend einfach mal frueher schlafen...

Sehr interessant war jedoch schon das Abendessen: Malaysien ist ein Land in dem sehr viele verschiedene Kulturen aufeinander treffen und so ist auch der Islam ein wichtiger Bestandteil der taeglichen Lebens. Zurzeit ist grade der Fastenmonat Ramadan und die Muslime essen und trinken ab Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang NICHTS, NADA, NIENTE - tja, wir konnten uns nicht erklaeren wie das bei diesen Temperaturen moeglich ist...

Jedenfalls begannen wir also erst nachdem die Sonne untergegangen war um halb acht zum Abendessen. Auf grossen runden Tischen sassen wir also alle im Speisesal, umgeben von Muslimen, Indern und Chinesen :-)



Was mich bereits waehrend der wenigen Tage in Malaysien sehr fasziniert hat, ist das friedvolle Zusammenleben der Malayen - eine Nation und doch so viele verschiedene Religionen, Vorfahren und Einwanderer aus allen Himmelsrichtungen: Muslime, Hindi, Christen und Buddhisten; Malay, Inder, Chinesen, Thai, Vietnamesen und viele Menschen aus Indonesien.



Die "Jihab" der Frauen werden hier nicht als dunkle Fetzen vorm Gesicht wahrgenommen sondern sind Tuecher in bunt schillernden Farben mit Paillettenbestickung, Brochen und Ketterln als Verzierung sowie farbenfrohen Kleidern passend dazu!

Ein Spaziergang durch Georgetown, auf der (Halb-)Insel Penang, ist ein Fest fuer alle Sinne: vom Leuchtturm geht's zwischen Haeusern aus der Kolonialzeit vorbei nach Little India wo's lecker nach allen moeglichen Gewuerzen duftet, mit der typischen Musik im Hintergrund und vielen Standln die allerhand Hindizeugs anbieten. Einmal rechts abgeboben kommt man ins arabische Viertel und weiter in einer Seitenstrasse befindet sich die aramaeische Gasse. Auch die Strassenschilder sind hier in zwei Sprachen beschriftet. Uber die kitschig wirkende Chinatown geht's rueber zu den Thai Nudelsuppenstaenden... :-)





Nun zu unserm Programm:

Am Montag besuchten wir saemtliche Standorte von UniMAP, welche in der ganzen Region verteilt zu finden sind. Wir sehen uns auch ein Uebungslabor an und ich darf sogar mitreingehen und den Prozess eienr Mikrochipherstellung genauestens verfolgen :-)

Mittagessen gibt's am Lieblingsstrassenstandl der Studenten - Nudelkueche...(das ist wohl nicht nur in Europa so...)
Am Nachmittag haen wir noch 2 Vortraege ueber Perlis, wichtige Wirtschaftszweige und dei Bedeutung der Industrie fuer das Gebiet. Die Landwirtschaft ist ein sehr wichtiger Bestandteil der jaehrlichen Wirtschaftsleistung: vor allem Reis, Rohrzucker und Kautschuk aber auch Mangos und Trauben werden in Perlis angebaut.

Ausserdem schauen wir uns auch eine Fabrik an, in der Gummihandschuhe hergestellt werden... ein komisches Gefuehl irgendwie, selbst mal in so einer Produktionsstaette Asiens zu sein. Klar, wir alle wissen und lesen taeglich auf saemtlichen Produkten> Made in China/Vietnam/Thailand/Malaysia... aber wahrhaftig hier zu stehen und zu sehen wie emsig die Arbeiter am Fliessband hackeln und Minute um Minute, Stunde um Stunde, Schicht um Schicht den selben Handgriff machen, ist nochmal was anderes...

Am Abend setzen wir uns mit den Studenten zusammen und fragen uns gegenseitig aus: So erfahre ich unter anderem viel ueber die Gleichberechtigung, die hier angeblich ganz gut funktioniert (...ja, des werden wir dann im Jan+Feber scho sehen...), politische Streitpunkte aber auch Feste und andere kulturelle Aspekte.



Am Dienstag steht der Empfang beim Sultan am Programm - der wohl wichtigste Tag dieser Woche!!!

Unser Professor schaerft uns Kleiderreglen, Hoeflichkeitsgebote und Freiheiten eines Monarchen genauestens ein und so sind wir alle ziemlich nervoes als wir schliesslich im Palast ankommen ;-)
Voellig aufgemascherlt treten wir der Reihe nach in den Sitzungssaal und es wird nochmals genau durchbesprochen wie wir uns zu verhalten haben. 100% Spannung liegt also in der Luft...
...Doch, als der Sultan den Raum betritt sieht er eigentlich wie ein normaler Beamter aus und er benimmt sich auch ganz normal, erzaehlt, hoert zu, beantwortet Fragen, ...

Wir kommen uns beinahe "over-dressed" vor und gucken ziemlich verduzt als es eine "Q&A Session" (Question&Answer Session) gibt - uns wurde doch eingeblaeut, man duerfe einem Monarchen nie direkt eine Frage stellen...

Obwohl er selbst fastet, spendiert er uns ein kleines Mittagsbuffet und wir besichtigen auch seine Gallerie im Obergeschoss. Das Gastgeschenk, welches wir ihm ueberreichen muss auf ein Tablett gelegt werden und wird dem Sultan von einem "Mittelmann" uebergeben.



Danach fahren wir noch zum "Finanzminister" von Perlis - zufaelligerweise ist das der Bruder vom Sultan... Dieser Vortrag ist ganz interessant, hoeren wir doch so einiges ueber eines der wirtschaftlichen powerhouses des Landes.



In Malaysien besuchen wir den Kulim High-Tech Park, in dem unter anderen die oesterreichische Firma Infineon ansaessig ist. Ausserdem fahren wir zu AMD wo Semikonduktoren fuer die Weiterverarbeitung in der Film-& Spieleindustrie, Telekommunikation usw. fabriziert werden.

Am Abend war eine grossartige Folkloreshow fuer uns vorbereitet worden. Es war ein netter, lustiger Abend mit regem kulturellem Austausch, neue Freundschaften wurden geschlossen und viel asiatisches Essen probiert. Wir zeigten ihnen Walzer, tanzten gemeinsam den Vogerltanz und ich konnte sogar Chinesisch quatschen :-)

Ja, es hatte definitv ein Gutes, diese paar Tage nicht in der Hauptstadt Kuala Lumpur zu verbrignen. Denn dieser Aufenthalt gab uns die Moeglichekit, Malaysien authentisch kennen zu lernen...wie Recht doch unser Professor hatte:
" You don't travel to Paris if you want to get to know FRANCE."

Fotos folgen noch....

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