Sunday, April 11, 2010

MALAYSIA - truly asia ??!!

AUS EINEM ANDEREN BLICKWINKEL...

Ich war also etwas mehr als zwei Monate in Malaysia um ein Volontariat an der Österreichischen Botschaft in Kuala Lumpur zu absolvieren. Während dieser Zeit und im Zuge meiner Arbeit hatte ich die Möglichkeit, Malaysia anders kennen zu lernen als man das aus etwaigen Reiseprospekten kennt. Es hat mir wirklich sehr gut gefallenen und ich möchte diese Erfahrung nicht missen.

An der Österreichischen Botschaft kümmerte ich mich vor allem um "Presseclippings" - ich las also täglich drei verschiedene Printmedien und besprach aktuelle und wichtige Themen mit Frau Botschafterin Wicke. Tja, sowas wie Pressefreiheit konnte sich in diesem islamischen Land leider noch nicht ganz durchsetzen und so muss man sehr genau zwischen den Zeilen der Blätter lesen – Regierungsparteien versus Oppositionsallianz.
Hier werden tatsächlich Bücher konfisziert, die der pro-islamischen Partei nicht ins Konzept passen. So geschehen mit einer Veröffentlichung der Nichtregierungsorganisation „Sisters in Islam“ welche ein Buch über die (Rechte der ) Frauen im Islam herausgaben. Heuer Anfang des Jahres wurde das Buch auf internationalen Druck hin schließlich zugelassen.



Von Botschafterin Wicke konnte ich viel lernen und unsere Gespräche waren immer sehr horizonterweiternd für mich.
…Toll, wenn ich dann selbst noch vollziehen konnte was ein scheinbar nichts aussagender Artikel bedeutet und verstand welche Auswirkung oft kleine Taten (in der Diplomatie) und in den Beziehungen zwischen Staaten schon haben können.

Und so konnte es etwa passieren, dass – langsam und schleichend – der Islam immer mehr Einzug findet ins tägliche Leben der Menschen in Malaysia. Hier, wo die Ethnien der Chinesen, Malay und Inder alle als malaysische Staatsangehörige leben trug vor 10 Jahren noch niemand eine Kopfbedeckung im muslimischen Sinn. In den letzten Jahren jedoch, nahm der Druck „von oben“ stark zu.
Muslimische Frauen etwa sind angehalten, ein Kopftuch zu tragen. In "halal-Restaurants", welche "Islam-konforme" Speisen servieren, wird kein Alkohol ausgeschenkt, generell ist es einem Moselm nicht gestattet, Alkohol zu konsumieren, etc.



Malays, welche laut Verfassung alle das Glaubensbekenntnis Islam haben, genießen Rechte gegenüber den Chinesen und Indern. Das beginnt bei Anstellungen für den Staatsapparat über Förderungen für Grundstücke und Apartments bis zur Zulassung zu öffentlichen Universitäten. Ich möchte noch einmal betonen, dass die gesamte Bevölkerung malaysisch ist, lediglich die Volksgruppen werden unterschieden: Chinesen, Inder, Malay. Sie alle leben seit Generationen auf dem Gebiet des heutigen Malaysia.



Tja, wer sich widersetzt und Dinge unternimmt die der regierenden „Barisan Nasional“ gegen den Strich gehen, die können ganz schnell einfach mittels "Internal Security Act" ISA eliminiert werden. Zig Menschen verschwinden jedes Jahr, Angehörige wissen oft nicht, wo sich die jeweiligen Person befindet, geschweige denn ob und wann es eine Rückkehr gibt. Jährlich sterben unzählige Menschen während sie in „polizeilicher Verwahrung" (police custody) stehen weil sie zu Tode gequält werden. Es gibt in Malaysia keine wirklich unabhängige Menschenrechtsorganisation. Forderungen der UNO sowie amnesity international werden halbherzig umgesetzt um der jährliche angedrohten Degradierung in diversen Indizes und Statistiken zu entkommen. Heuer wurden erstmals drei Malay-Frauen durchgeprügelt "caning-sentence" weil sie außerehelichen Geschlechtsverkehr hatten –dieses Urteil wurde vor islamischer Syariah-Gerichtshof geschlossen!
Es wurde bis dato kein Mann wegen eines solchen Deliktes bestraft ... natürlich gilt es als offenes Geheimnis, dass diese sehrwohl unehelichen Geschlechtsverkehr praktizieren!!


…ich habe also auch eine andere Seite Malaysia`s kennen gelernt und fragte mich sehr bald: Malaysia – truly Asia, nur ein Touristengag?



Diversität ja, die ist vorhanden. Dennoch scheint es bei genauerer Betrachtung sehr oft ein NEBENEINANDER denn ein gemeinsames MITEINANDER zu sein. Ob sich dieser Prozess der Islamisierung welcher unbestreitbar stattfindet, für Malaysia als allzu vorteilhaft erweist bleibt abzuwarten. Es ist fraglich, wie attraktiv Investoren aus dem Westen den Marktplatz Malaysia unter solchen Umständen in Zukunft sehen werden. Ebenso interessant ist eine etwaige zukünftige Entwicklung zur engeren Kooperation mit anderen islamischen Staaten.



Es war wohl eine der interessantesten und lehrreichsten Erfahrungen für mich, in einem islamischen (wenn auch gemäßigt islamischen) Land zu leben und die Islamisierung, welche zweifellos stattfindet, hautnah mitzuerleben. Freilich habe ich während meines Aufenthalts sehr viele Muslime kennen lernte und zwar auch ganz „liberale“ Islam-Gläubige die ihre Religion durchaus nicht in den Mittelpunkt ihres Tuns und Handels stellen.

Ich möchte aber auch anmerken, dass man als gewöhnlicher Tourist in Malaysia nichts von oben angeführten Vorfällen bemerken wird und ganz bestimmt, so wie ich, eine herrliche Zeit in diesem wunderschönen Land verbringen wird.

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